Matthias Brock

Matthias Brock

www.brock.art

Vita
1962
in Bielefeld geboren, lebt und arbeitet in Köln.
1985 – 1995
Studium der Malerei an der Kunstakademie Münster bei den Professoren Johannes Brus und H.-J. Kuhna
1988
Meisterschüler von Prof. H.-J. Kuhna
1995
Akademiebrief und Staatsexamen
1993 – 1995
Lehrauftrag für Aktmalerei an der Kunstakademie Münster
1997
Mitglied im Verein der Düsseldorfer Künstler
2006
Mitglied der RheinBrücke: Gruppe für gegenständliche Malerei

Preise und Stipendien
1995
Kunstpreis des Landesverbandes Lippe
1999
Förderpreis der Darmstädter Sezession
2000/ 2016/ 2019
Cité Internationale des Arts, Paris

Ausstellungen (Auswahl ab 2007)
2007
Kunstverein Oberhausen (E)
2008
Museum Schloss Fellenberg, Merzig/Saarland (E) (K)
2010
Kunstverein Schwetzingen: Animal Art (G) (K)
2011
Große Kunstausstellung München (G) (K)
2012
Kunstverein Wesseling (E)
Kunstverein Schwetzingen (E) (K)
Espace des Blancs Manteaux, Paris: „Avril contemporain“ (G) (K)
2013
Kunstverein Salzgitter (E) (K)
Galerie Gunzenhauser, München
2014
Hallescher Kunstverein, Halle/Saale (E)
2015
Kunstverein Schöningen (E)
2016
Kunstverein Uelzen (E) (K)
2017
Museum Zündorfer Wehrturm, Köln (E)
ART CAPITAL, Grand Palais, Paris (G) (K)
2019
Kunstverein Ottobrunn (E)
2020
Kunstverein Bad Godesberg

Dr. Claudia Schaefer
cubus kunsthalle, Duisburg
Matthias Brock

Mit seinen aktuellen Bildern thematisiert Matthias Brock die Renaturierung von Brachflächen nach der industriellen Nutzung durch den Menschen. In gewisser Weise hat sich die Natur ihr ursprüngliches Terrain verblüffend schnell zurückerobert. Es scheint ein ewiges Gesetz und eine Triebkraft hinter dieser fast heilenden und wiedergutmachenden Entwicklung zu stehen, so etwas wie eine Weltformel, ein ewiges Gesetz, das sich nicht nur im Mikrokosmos, sondern auch im Makrokosmos und in jedem einzelnen Lebewesen immer wieder aufs Neue zu wiederholen scheint. Was ist die Triebkraft der Natur? Brock thematisiert am Rande stehende Wesen, vor denen man eine gewisse Scheu empfinden mag, weil sie zu den eher abschreckenden Tiergattungen zählen: Amphibien, Fische und Kleintiere sind in seiner Malerei Protagonisten eines metaphorischen ‚theatrum mundi‘, welches indirekt auch den Menschen einschließt. Zitat: „Denn was den Tieren passiert, sind auch seine – im Grunde einzig wesentlichen – Themen: Geburt, Liebe, Tod. Doch sind die Tiere nicht etwa nur als symbolische Platzhalter des Menschenschicksals zu verstehen: Ich bin davon überzeugt, dass alle Wesen ein Los sowie eine innere und äußere Natur teilen.“
Diese Weltenformel scheint die menschgemachten Zerstörungen geradezu zu beheben, zu heilen. In Brocks Werken tritt die Naturalisierung aus der politischen, anthropozentrischen Perspektive heraus in eine Gesamtschau größerer, innerer Zusammenhänge. So erscheint die Idee der ‚natura naturans‘ zu einer von der Natur in ihrer Gänze bewältigten poetischen Neu-Schöpfung weiterentwickelt: ‚natura re- naturans‘.

Insbesondere sind die Amphibien, wie Brock es ausführt, in einer solchen Wieder-Belebung, die gleichzeitig eine Wieder-Verzauberung ist, Hauptdarsteller seiner Werke. Zitat: „In ihrer Verletzlichkeit wie in ihrer Fruchtbarkeit und der Unbedingtheit ihres Triebes, welcher sich durch widrige Umstände nicht abschrecken lässt, sind Kröten, Frösche und andere Tiere ganz real Pioniere einer Neubesiedlung von Brachflächen“, wie in einigen seiner Werke eindrucksvoll thematisiert. Auf der symbolischen Ebene treten sie allerdings noch weit aus der Enge dieser Bedeutung heraus, indem sie als mythische Wesen basale Stufen des Menschseins repräsentieren. Nicht umsonst treffen wir sie häufig in Märchen und im Zusammenhang mit Kindern an. Sie sind als fremde und ferne Tiere uns gleichzeitig erschreckend nah und lösen daher ambivalente Gefühle aus. Sie sind und bleiben, wie oft sie auch verniedlicht oder wissenschaftlich-rationalisiert betrachtet werden, Träger des Geheimnisses. Maßgeblich erfasst ist diese Dimension in Gertrud Kolmars Gedicht „Die Kröte“, welches Brock immer wieder aufs Neue inspiriert:
[…]
Ich atme, ich schwimme
In einer tiefen, beruhigten Pracht,
Demütige Stimme
Unter dem Vogelgefieder der Nacht.
Komm denn und töte!
Mag ich nur ekles Geziefer dir sein:
Ich bin die Kröte
Und trage den Edelstein.“

Matthias Brock zeigt mit seinen neuen großformatigen Arbeiten, dass Kunst weit mehr ist, als das modische Kopieren fotografischer Vorlagen. Brock erzählt, aber er erzählt nicht nach, er illustriert nicht. In seinen Arbeiten verwandeln sich die Dargestellten, vergeistigen sich, transformieren sich zu dem, was sie darstellen: dem inneren Gesetz, dem wir letztendlich alle folgen. Was aus Bildern Kunst macht, ist der Zauber, welcher auch heute noch traditioneller Malerei innewohnt. Nicht zuletzt ist es immer die Aura, das Unvergessliche, das Staunen des Betrachters vor dem Werk, was entscheidet. Es geht nämlich, wie Picasso sagt, nicht darum, aus der Sonne einen gelben Fleck zu machen, sondern aus einem gelben Fleck die Sonne.

© 2021 Claudia Schaefer