Lars Reiffers

LARS REIFFERS

www.reiffers.de

Vita
1978
geboren in Engelskirchen
1998-1999
Kunststudium Université de Provence Aix-en-Provence (France) Prof. F.Faure, Prof. A.Absensour und Prof. J.-C. Le Gouic
1999-2005
Kunstakademie Münster, Klasse Professor Hermann-Josef Kuhna
2002
Ernennung zum Meisterschüler von Professor Kuhna
2003
Akademiebrief

Preise und Stipendien
2001
Europastipendium Kunstakademie Münster
Lucas-Cranach-Preis 2001 Kronach

Ausstellungen (Auswahl)
2001
Galerie Kunstgedöns Otte&Co. Köln (E)
„Lucas Cranach Award“ Fränkische Galerie des Bayerischen Nationalmuseums, Kronach (G)
2003
Maison de Heidelberg, Centre Culturel Allemand, Montpellier (E)
„Hommage to Lucas Cranach“ Fränkische Galerie des Bayerischen Nationalmuseums, Kronach (G)
2004
WGZ-Bank „Klasse Kuhna“, Düsseldorf (G)
Galerie Horrach Moya and Art Forum, Palma de Mallorca (G)
Dolmabahce Serail, Museum for Painting and Sculpture, Istanbul (G)
2005
Galerie Art Forum, Palma de Mallorca (E)
Zandari Gallery, Seoul (G)
KölnKunst7 , Colonius Carré, Köln (G)
2006
Kunstverein Oberhausen (E)
Zandari Gallery, Seoul (G)
Gallery Space IEUM, Peking (G)
Städtische Galerie im Park, Viersen (G)
2007
Kunsttachometer Theofilos Klonaris, Palma de Mallorca (E)
Galerie Schöber, Dortmund (E)
Kunstverein Achim (E)
2008
Kunsttachometer Theofilos Klonaris, Berlin (E)
Zeche Zollverein Essen (G)
Galerie Schöber, Dortmund (G)
2009
Oberfinanzdirektion Münster (E)
Kulturhof Westerbeck, Osnabrück (E)
Kunsttachometer Theofilos Klonaris, Palma de Mallorca (E)

2010
Galerie Hoffmann, Rheda-Wiedenbrück (E)
Galerie Cerny & Partner, Wiesbaden (G)
Driesch:Klonaris Gallery, Palma de Mallorca (G)
Artspace K5, Köln (G)
2011
Klonaris Fine Art, Palma de Mallorca (E)
Galerie Hoffmann, Rheda Wiedenbrück (G)
Messmer Foundation, Riegel am Kaiserstuhl (G)
Galerie Cerny und Partner, Wiesbaden (G)
2012
Burg Lüdinghausen, Kaktus Kulturforum (E)
Galerie Cerny und Partner, Wiesbaden (E)
Galerie Michael Nolte, Münster (G)
Klonaris Fine Art, Palma de Mallorca (G)
2013
IHK Bielefeld (E)
Galerie Cerny und Partner, Wiesbaden (G)
Galerie Hovestadt, Nottuln (G)
„Das vierte Element“ Wasserburg Haus Graven, Langenfeld (G)
Galerie Klaus Siepmann, Düsseldorf (G)
2014
Galerie Gabriele Hovestadt, Nottuln (E)
Le Coeur, Cologne (E)
Galerie Cerny und Partner, Wiesbaden (G)
Klonaris Fine Art, Palma de Mallorca (G)
Galerie Hovestadt, Nottuln (G)
2015
Galerie Hoffmann Rheda-Wiedernbrück (G)
Galerie Cerny und Partner Wiesbaden (G)
Klonaris Fine Art, Palma de Mallorca (G)
2016
Galerie Schöber Art-isotope, Dortmund (E)
Celeste PRIZE 2016 The Bargehouse OXO London (G)
2017
Kunstpreis Sparkasse Karlsruhe (G)
Kö meets Art Düsseldorf (G)
Young Masters, London (G)
2018
Galerie Cerny und Partner, Wiesbaden (E)
Rebecca Hossack Gallery, London (G)
Galerie Cerny und Partner, Wiesbaden (G)
Städtische Galerie Villa Streccius, Landau/Pfalz (G)
2019
Galerie Hovestadt, Nottuln (E)
Klonaris Fine Art, Palma de Mallorca (E)
Kunstverein Nümbrecht (E)
2020
Galerie Schöber, Wertheim (G)
Galerie Nolte, Münster (G)
Galerie Hovestadt, Notuln (G)
2021
Kunst im Schloss, Untergröningen (G)
Kunstverein Achim (G)

Dr. Claudia Schaefer
cubus kunsthalle, duisburg
Lars Reiffers

In meisterlicher Manier eines postmodernen Fotorealismus thematisiert Lars Reiffers das Ende des Kohlebergbaus als eine gegenwärtige Herausforderung des Anthropozäns.
Das Thema der Ausstellung: „ReNatur: Evolution – Natur – Industrie“ zieht sich wie einer von einigen wenigen roten Fäden durch Lars Reiffers Oeuvre. Auf unterschiedlichen Ebenen hat er sich in verschiedenen Stillleben und Landschaftsmalereien mit der Vergänglichkeit und der Zeit auseinandergesetzt und versucht diese malerisch zu interpretieren. Zwei dieser Werke sind die Stillleben „Time is up“ und „Miner lamp“ aus dem Jahr 2020, beide thematisieren das Werden und Vergehen, den Kreislauf der Natur. Kohle als ein Produkt natürlicher Wandlungsprozesse abgestorbener Pflanzen. Das „Vergehen“ der Pflanzen ist gleichsam ihre Transformation. In unserem Universum geht nichts verloren, alles unterliegt einem Wandel. Die abgestorbenen Pflanzen wandeln sich im Lauf der Zeit in ein Gestein, das gleichzeitig zu einem Rohstoff wird. Diese komprimierte „Vergänglichkeit der Natur“ wurde in vollkommener Dunkelheit und unter Einfluss von Druck und hoher Temperatur in zeitlich unglaublicher langer Dimension der Welt „entzogen“. Reiffers übersetzt dies künstlerisch als Ende einer langen künstlerischen Entwicklung einer langen Reihe von Pflanzenstillleben, in denen er Farne, Blumen, Bäume und Gräser thematisiert. Er inszeniert sozusagen in diesen Arbeiten die Kohle, als das absolute Extrem der ultimativen materiellen Verdichtung und der visuellen Nivellierung: als das schwarze Gold!
Mit Beginn des Steinkohlebergbaus wurde nun diese schwarze Vergänglichkeit ans Tageslicht gefördert und durch den Menschen für seine Zwecke nutzbar gemacht, als Energiequelle, Einkommensquelle und Motor der Industrie. Aber auch diese Zeit der anthropogenen Nutzung eines Naturproduktes ist nun gleichsam der Vergänglichkeit begegnet. Beide Gemälde zeigen frische weiße Chrysanthemen, als Blumen der Trauer und des Todes und die Dramaturgie erinnert an ein Grab kurz nach der Beerdigung. Bezeichnender Weise stehen die Zeiger, der aus Kohle gefertigten Uhr auf kurz vor 12Uhr. Reiffers sagt dazu:“ Die Kohleuhr habe ich von der Frau eines Bergmanns aus Dortmund gekauft – ein Erinnerungsstück an dessen vergangenen Beruf. Der Bergmann hat dieses große Stück Kohle selbst gefördert und eigenhändig mit einem Uhrwerk versehen. Es stand lange Jahre auf seiner Fensterbank. Ich habe diese Uhr als Requisit einer vergangenen Zeit zum Teil zerstört und seine Bestandteile aus Kohlestücken, kleinsten Kohlesplittern sowie Kohlestaub in einem Stillleben-Gemälde zusammen mit Blumen und Pflanzen auf einem Spiegel arrangiert, fotografiert und dann gemalt. „Time is up“ ist ein „memento mori“ dieser Epoche. Pflanzen waren der Beginn – dann kam der Mensch (Uhr und Spiegel) und die gemalten Blumen stehen für Abschied und für die Rückkehr zur Natur. Der extrem dunkle Hintergrund stellt die Dunkelheit, den Druck und das „visuelle Nichts“ der Vergangenheit und der Zukunft dar.“ (Zitatende)
In dem Gemälde „miner lamp“ hat Reiffers das Thema ReNatur ähnlich wie in seiner Arbeit „time is up“ als Stillebengemälde interpretiert. Neben der Kohleuhr inszeniert er eine Bergmannslampe. Das Geleucht oder Grubenlampe ist in vielerlei Hinsicht für den Bergmann überlebenswichtig. Zum einen kann nur mit Licht untertage gearbeitet werden, zum anderen signalisiert ihre offene Flamme einen Sauerstoffabfall in den teils abgelegenen Schächten und Stollen. Wenn die Flamme erlischt, weiß der der Bergmann, dass er den Stollen sofort verlassen muss, weil die Flamme Sauerstoff zum Brennen benötigt, der nicht mehr ausreichend vorhanden ist. Sie ist folglich neben der Lichtquelle auch ein überlebenswichtiges Alarminstrument. Jeder Bergmann hat seine „persönliche“ Grubenlampe. Nach der Schicht muss er diese persönlich ordnungsgemäß zum Wiederaufladen in der Lampenstube auf den eigens beschrifteten Stellplatz in der Ladestation absetzen, damit er über sie zur nächsten Schicht wieder in vollgeladenem Zustand verfügen kann. Zum Schichtbeginn wird die Grubenlampe sofort angeschaltet und erst zum Schichtende an der Ladestation wieder abgeschaltet. Auf keinen Fall darf aus falsch verstandenem Energiesparen die Grubenlampe unter Tage -auch nicht in gut beleuchteten Werkstätten- abgeschaltet werden.
Für Lars Reiffers symbolisiert das Licht dieser Petroleumlampe den menschlichen Eingriff in die dunkle Welt untertage. Sie ist zugleich betrieben durch ein Produkt dieser Welt (Petroleum/Erdöl) und hergestellt durch industrielle Metallverarbeitung. In seiner Arbeit ist die Bergwerkslampe noch nicht ausgeschaltet, sie scheint als Grableuchte weiter zu brennen, solange bis die Erzählungen und Erinnerungen über diese Zeit lebendig sind.
Neben seinen Stillleben zeigt Lars Reiffers auch zwei neue Landschaftsgemälde, die Unterwasserlandschaften in gefluteten Bergwerkstollen thematisieren. Nach Ende des Bergbaus werden die Stollengänge zum Teil geflutet – es sei denn das Grubenwasser wird zu enormen Kosten abgepumpt. Nun wird diese dunkle Welt mittels Rückkehr des Wassers durch chemische und biologische Umwandlungsprozesse der Vergänglichkeit überlassen. Dabei gehen durch die freigesetzten Fette der Grubenbahnen und sonstigen technischen Gerätschaften, die nicht entsorgt wurden, enorme Umweltschädigungen aus, die auch unser Grundwasser dauerhaft schädigen können. Reiffers gewährt uns Einblick in diese surreale, mithin gefährlich tickende und doch unschuldig ruhig schlummernd scheinende Welt, die er kurzzeitig durch Taucherlampen zum Erleuchten bringt. So kurz diese Momentaufnahme auch ist, um so akribischer ist der Malprozess, der sich daraufhin anschließt und der diesen Moment für uns festhält. Die Behandlung der Oberflächen, die dabei waltende Exaktheit und Genauigkeit der Form und Farbwertgestaltung, nicht selten wird mit Hilfe einer Lupe gemalt, zeigen wie wichtig dem Künstler die genaue Wiedergabe und Übersetzung des Fotos in die Malerei ist. Lars Reiffers übersteigert das Gesehene setzt, um im postmodernen Vokabular zu bleiben, dem Gesehenen noch „Eins“ drauf, sodass die Motive ins Irreale, leicht Surreale abtauchen. Die Übersteigerung der malerischen Mittel, durch das eine Quäntchen zu viel an Brillanz der Farbigkeit, zu viel Schärfe, kippen den vorgegebenen Fotorealismus in das, was er letztendlich hinter aller visuellen Illusion ist: nämlich Form und Farbe auf Leinwand.

© 2021 Claudia Schaefer