Hugo Boguslawski
Hugo Boguslawski
Vita
1970
in Gelsenkirchen geboren, lebt und arbeitet in Düsseldorf
1991
Studium der Malerei an der Kunstakademie Münster bei Prof. H.-J. Kuhna
1995
Meisterschüler
2002
Akademiebrief
2006
Gründung der Künstlergruppe RheinBrücke
Preise und Stipendien
2002 Europastipendium Paris
2007 Residenzstipendium Changmoon artcenter, Whasung, Korea
Bilder im öffentlichen Raum
Stadt Telgte; Changmoon artcenter, Whasung, Korea; Kunstmuseum Ratingen; Saartoto Kunstsammlung, Saarbrücken; Grafiksammlung der Kunstakademie Münster; Gold-Kraemer-Stiftung, Frechen; DZ BANK Kunstsammlung, Düsseldorf/ Frankfurt; Sammlung Kemp/ Museum KUNSTPALAST, Düsseldorf
Ausstellungstätigkeit (Auswahl)
1998
Haus Opherdicke, Unna: In Westfälischen Schlössern ’98 (G)
1999
Galerie Steinrötter, Münster: cache-cache (E)
2000
Kunstverein Mettingen (G)
2002
Galerie Steinrötter, Münster (E)
Museum Abtei Liesborn, Liesborn (G)
2004
Galerie AO, Emsdetten: close-up (E)
Galerie Blau, Palma de Mallorca, Spanien (E)
2005
Galerie Niepel bei Morawitz, Düsseldorf (E)
Galerie 48, Saarbrücken (E)
2006
Kunstverein Erlangen (E)
Galerie cp, Wiesbaden (G)
2007
gallery Hyun, Yongin, Korea (G)
2008
cubus Kunsthalle, Duisburg (RheinBrücke)
Gustav-Lübcke-Museum, Hamm: Hier und Jetzt (G)
2009
RLB Kunstbrücke, Innsbruck, Österreich (G)
Kunstverein Sulzbach (RheinBrücke)
Kunstverein Oberhausen (RheinBrücke)
Kunsthalle Wilhelmshaven: Nordwestkunst 2009 (G)
2010
Kunstverein Gelsenkirchen: Lebensläufe – von hier und zurück (G)
Kunstverein zu Frechen (RheinBrücke)
Galerie CP Cerny + Partner, Wiesbaden: Autonomie der Farbe (G)
2011
Städtische Galerie Lippstadt: ornamental (G)
Kunstmuseum Gelsenkirchen (G)
2012
Kunstverein Unna (E)
Espace des Blancs Manteaux, Paris: AVRIL CONTEMPORAIN (G)
2013
Museum St. Wendel (E)
2014
Kulturbahnhof Kreuztal (E)
Galerie Art-Eck, Solingen: Restlicht (E)
Kunstverein virtuellvisuell, Dorsten (E)
Galerie le cœur, Köln: KEINE ANGST VOR SCHÖN (E)
2015
Städtisches Museum Kalkar: Restlicht (E)
Kulturspeicher Oldenburg: Hugo Boguslawski (E)
Kunstmuseum Gelsenkirchen (G)
2016
Stiftung Burg Kniphausen, Wilhelmshaven: West sieht Nord (G)
2017
Galerie Anette Müller, Düsseldorf: Im Rhythmus der Farben (E)
Haus der Universität, Düsseldorf: Kunst und Wissenschaft: Beispiele symbiotischer Verhältnisse (G)
2018
Galerie Anette Müller, Düsseldorf (E)
Art Gallery 64, Birkenfeld (E)
Kunstverein Gelsenkirchen (G)
Gustav-Lübcke-Museum, Hamm: Hier und Jetzt (G)
2019
Asia Culture Center, Gwangju, Korea Haus der Kunst Enniger, Ennigerloh: RheinBrücke (G)
Museum Wilhelm Morgner, Soest (G)
Kunstmuseum Gelsenkirchen (G)
2020
Künstlerverein Malkasten: Bornholm (E)
Kunstverein Kreis Soest: Die Erben Wilhelm Morgners – Hommage an einen Westfalen (G)
C.A.R., Welterbe Zollverein, Essen/ Galerie Art Eck (G)
Dr. Claudia Schaefer
cubus kunsthalle duisburg
Hugo Boguslawski
Ausgehend von zwei Schwerpunkten seines Interesses, der bildenden Kunst und der Biologie, studiert Hugo Boguslawski zunächst beides – Kunst bis zum Abschluss des Meisterbriefes und Biologie bis zum Abschluss des Grundstudiums. Thematisch bietet die Biologie seither eine gesetzte Grundlage für seine künstlerischen Werke bis heute. Für besagten Bereich seiner Kunst wurde der Begriff der „paläontologischen Kunst“ geprägt.¹ Boguslawski ist fasziniert von der Morphologie, der Schönheit, Harmonie und Formenvielfalt einzelner Fundstücke und Fossilien längst vergangener Zeiten. Sie erzählen uns von ihrer Anpassung an die jeweiligen Umweltbedingungen, von ihrer Verletzbarkeit, ihrem Aussterben aufgrund nicht geglückter Anpassung – stumme Zeugen von Vergangenem, von aus- und abgestorbenen Pflanzen und Tieren, Mahnungen an uns heute mehr Rücksicht auf die Natur und unsere Umwelt zu nehmen, gleich einem Memento Mori. Wie kein anderer Künstler kann Boguslawski aufgrund seiner biologischen Recherchen die viel zu schnell eingetretenen verheerenden Auswirkungen menschlicher Entwicklung im Anthropozän nachvollziehen. Dass all diese Gedanken Eingang in seine künstlerische Thematik finden und mit dieser eine ästhetische Symbiose eingehen, ist kein Wunder. Die gewonnenen biologischen Erkenntnisse in Bezug auf Tiergemeinschaften und Fossilien, ihr struktureller Aufbau, Gesetzmäßigkeiten und Rhythmen bestimmen und befruchten seine Malerei. Von ihm selbst gesammelte Fossilien stehen ihm nicht selten Modell, so z.B. für seine „imaginären Schieferplatten“. Dort lassen sich stilisierte flächige Farnwedel, Schachtelhalme und andere Pflanzenhäcksel wiedererkennen. Durch subtile Höhung der Kanten mit helleren Tönen entsteht der Eindruck eines haptischen Halbreliefs. Vorbilder für diese Arbeiten sind mehrere kleinere Fundstücke aus dem Karbon des Ruhrgebiets.²
Seit 2012 beschäftigt sich Boguslawski vermehrt mit der künstlerischen Auseinandersetzung von Haldenmotiven. Inspiriert hat ihn auch die Halde Schöttelheide des Steinkohle-Bergwerks Prosper-Haniel in Bottrop-Grafenwald im Ruhrgebiet.³ Die Suche des Künstlers nach Farnabdrücken auf dieser letzten noch beschütteten Halde, hatte einige Zeit in Anspruch genommen, sodass Sonnenuntergang und Dämmerung eingetreten waren. Die Lichtstimmung – verwitterte Gesteinsbrocken im schrägen Abendlicht – änderte sich minütlich. Der Titel dieser Arbeit „Restlicht“ darf nicht nur auf die abendliche Dämmerung, sondern auch auf den Untergang des Steinkohlebergbaus bezogen werden. Wissenschaftlich und akribisch zeigt er auf, wie die Natur sich ihr Terrain zurückerobert. Auch ‚Berge‘, ein Begriff, der aus der Tiefe geborgenes Gestein bezeichnet, die in den Kohlerevieren weithin sichtbar auf Halde liegt, findet thematisch Eingang in seine Werke. Diesen Ton- und Kalkgesteinen, die mit der Zeit zu immer kleineren Brocken verwittern, bis sich schließlich neuer Boden bildet, auf dem sich neue Vegetation ansiedelt, widmet er eine dreiteilige Bilderserie.⁴
Boguslawskis Arbeit „Pioniere“⁵ zeigt den überfluteten Bereich einer Halde, in dessen Wasser sich ein junges Birkenunterholz spiegelt.Dem Erstbewuchs aus Algen und Moosen, Gräsern und Sträuchern folgen die schnellwachsenden Birken. Diese Pioniere eilen den späteren, hochwachsenden Baumarten voraus.Später wird hier vielleicht einmal ein Mischwald wachsen, der die Birken durch Eiche, Kirsche und Buche ersetzt.
Der Biologe Boguslawski kann es nicht lassen! Vordergründig führt er uns einerseits ganz im Sinne des wissenschaftlichen Lehrmeisters die Renaturierung in Form von Bildern vor Augen. Die gekonnte Paarung wissenschaftlicher Kenntnis mit einfühlender, künstlerischer Poesie und entsprechender Formsprache verleiht den Arbeiten indes etwas Großes. Etwas Meisterliches und Gekonntes: die Reduzierung durch Strukturierung und Fokussierung auf das Wesentliche: Das Leben!
© 2021 Claudia Schaefer
¹) Prof. Dr. Peter Tepe u.a. in:
https://wissenschaft-kunst.de/hugo-boguslawski-palaontologische-kunst/
²) „Karbon“, 2012, Öl auf Nessel, 240 x 200 cm
³) „Halde (Restlicht)“, 2014, Öl auf Nessel, 200 x 300 cm
⁴) „Berge I“, 2020, Öl auf Nessel, 150 x 260 cm zeigt verwitternde Brocken, die noch deutlich als schwarzglänzendes Karbongestein erkennbar sind. „Berge II“, 2020, Öl auf Nessel, 150 x 260 cm zeigt zwischen den verwitterten Brocken neuen Lehmboden und „Berge III“, 2020, Öl auf Nessel, 150 x 260 cm zeigt grüne Algen, Moose, Flechten, etc., die sich ansiedeln.
⁵) „Pioniere, 2020, Öl auf Nessel, 150 x 130 cm
⁶) „Ausblick“, 2020, Öl auf Nessel, 150 x 130 cm und „Perspektive“, 2020, Öl auf Nessel, 150 x 130 cm