Elizabeth Weckes

Elizabeth Weckes

www.elizabeth-weckes.de

Vita
1968
in Willich geboren, lebt und arbeitet in Köln/Frechen
1988
Studium der Malerei an der Kunstakademie Münster bei Prof.H.-J. Kuhna
1992
Meisterschülerin von Prof. H.–J. Kuhna
1995  
Akademiebrief und Staatsexamen
1996  
Gastatelier an der University of New Mexico, Albuquerque / USA
1997  
Mitglied des Vereins der Düsseldorfer Künstler
2000
Mitglied der Darmstädter Sezession
2004
Gastdozent am College of New South Wales (COFA), Sydney und University of Tasmania Hobart und Launceston, Australien
2006
Mitglied der RheinBrücke: Gruppe für gegenständliche Malerei

Preise und Stipendien
1993
Max-Ernst-Stipendium der Stadt Brühl Kulturförderpreis der Stadt Willich
1997
Förderpreis der Großen Kunstausstellung, NRW Düsseldorf
2000
Cité Internationale des Arts, Paris
2003
Cité Internationale des Arts, Paris
2009
Tasmanian Arts and LARQ Arbeitsstipendium Queenstown, Tasmanien
2015
Arbeitsstipendium Plein-Air, Stiftung Burg Kniphausen, Wilhelmshaven
2017  
Woldemar-Winkler-Förderpreis, Gütersloh
2018
Cité Internationale des Arts, Paris

Bilder im öffentlichen Raum:
Stadt Willich; Stadt Brühl; Stadt Wesseling; Stadt Langenfeld; Stadt Traun, Österreich; Flughafen Paderborn-Lippstadt; Kunstverein Unna; Kunstverein Frechen; WGZ-Bank, Düsseldorf; COFA Sydney, Australia; Ivan Dougherty Gallery, Sydney, Australia; Queen Victoria Museum Launceston, Tasmania, Australia, IMOS Foundation, New Romney, Kent, England; Museum Blau Schwetzingen

Ausstellungstätigkeit (Auswahl)
1997  
Stadtmuseum Beckum: Konzept: Malerei (G)
1998  
Moerser Kunstpreis, Arbeiten auf Papier (G) (Katalog)
Galerie Niepel, Düsseldorf: Der geheime Garten (Katalog) (E)
Versandhalle Grevenbroich: Zwei Königskinder (E)
1999  
Mathildenhöhe, Darmstädter Sezession: Tierische Welten (Katalog) (G)
2000  
Kölnisches Stadtmuseum „Querbeet“ Aktuelle Kunst aus Kölner Galerien (G)
2001
Museum Ratingen: Kunst auf Rezept (G) (Katalog)
2002
Kunstverein Unna: Room with a View (E) (Katalog)
Galerie Toennissen, Köln: Tulpomania (E)
2003
Kulturspeicher Oldenburg, Höllenhunde (E)
2004
Kurfürstliches Gärtnerhaus, Bonn: Garten der Gelüste (E)
2010
Kunstverein Uelzen: The Queen’s Beasts (E) (Katalog)
2012
Kunstverein Schwetzingen: Lost Paradise (E) (Katalog)
2015
Kunstverein Erlangen: Pioniere (E) Kunstkabinett Hespert (E)
2016
Stiftung Burg Kniphausen:West sieht Nord (G)
2017
Thomas Morus Akademie Bensberg (E)
Galerie der Sparkasse Gütersloh (mit Marlene J. Riesener) (Katalog)
2018
Mainzer Kunstverein Eisenturm: Jäger und Sammler (E) (Katalog)
Hallescher Kunstverein, Halle an der Saale (E)
2019
Städtisches Museum Kalkar: Skygardens (E)
Kunstverein Wörth: Zwischen Illusion und Realität (G)
2021
ReNatur Cubus Kunsthalle: ReNatur (G) (Katalog)
Künstlerzeche “Unser Fritz“, Herne: ReNatur (G)
Grube Reden, Landsweiler: ReNatur (G)

Dr. Claudia Schaefer
cubus kunsthalle, Duisburg
Elizabeth Weckes

„Die Bildwelt von Elizabeth Weckes ist ebenso empathisch wie universell. Sie umfasst Katastrophenszenarios wie Lust der Anschauung, Aggression wie Trost der Kunst. Sie ist eine Tragödie wie commedie florale zwischen Lebensstrom und Niedergang. Weckes malt das im Zeichen einer Schönheit zwischen Schaugepränge und vertrockneter Struktur.“ (Manfred Schneckenburger)¹
Elizabeth Weckes liebt Gegensätzlichkeiten. Antipoden bestimmen ihre Gedanken und Inhalte, thematisch wie auch malerisch. Es sind Landschaften, die tatsächliche Orte reflektieren oder auch als Bühne für Erinnerung fungieren. Mit dem Himmel und dem Horizont, der in die Ferne weist, sind sie ein Erlebnisort, ein Raum für Vorstellungen oder auch Träume. Im Gegensatz dazu stehen die Details: Nahaufnahmen einer Blume, der keimenden Samen, die Blütenstände im Frühling, die Insekten, oder skelettierte Fundstücke von Tieren, bis hin zu den Vögeln am Futterhaus.
Zu dem Gegensatzpaar fern-nah, gesellt sich das weitere: starr-organisch. Es sind Betrachtungen von mikroskopischen Pflanzenwelten, die zu der Erkenntnis führen, dass jedes organische Wesen einen fest bestimmten Zell-Bauplan in sich trägt. Mag sich die Pflanze äußerlich noch so von anderen unterscheiden, in ihrem Inneren haben alle Pflanzen die gleichen starren, kristallinen Regel- und Gesetzmäßigkeiten. Diese Kontraste finden sich im Kleinen wie im Großen wieder. Es entsteht ein formaler Dualismus, der seine Parallele in der natürlichen zeitlichen Abfolge, z.B. in den wiederkehrenden Jahreszeiten und Strukturen, erfährt. Der Acker ist gleichmäßig gefurcht, diese Ordnung wird indes durch die keimende Aussaat oder andere Pflanzen gesprengt. Aber auch andere Phänomene wie z.B. das Aufgehen einer Blume im Frühjahr ist eine aktive, lebendige organische Lebensform, die in der Gestalt der Blüte und Fruchtstand wieder starre Ordnung und Symmetrie erreicht.
Diese Prozesse der Natur überträgt Weckes auf die Leinwand. Die Zeichnung ist ein Gerüst, ein Bauplan, die Malerei bevölkert ihn im wahrsten Sinne des Wortes, manchmal sprengt sie die alte Konstruktion, manchmal entsteht etwas Neues und wie in einem Krieg werden ursprüngliche Schichten vernichtet, abgekratzt, übermalt. Manchmal jedoch überleben alte, erste Schichten, blitzen durch, und haben eine Koexistenz. Die Natur des Bildes bzw. der Malerei hat ihre eigene Gesetzmäßigkeit und so entstehen auch durchaus andere Welten auf den Bildern als vormals geplant waren. Ihre Technik und der Schaffensprozess an sich vereinen die gegensätzlichen Stilelemente und Temperamente auf der Leinwand. Das im Worringer‘schen Sinne geprägte Gegensatzpaar von „Abstraktion und Einfühlung“², als eine Abfolge von Stilelementen findet in ihren Arbeiten eine konsequente Entsprechung.
Für die Künstlerin birgt das Thema der Renaturierung industrieller Brachen genau diesen Dualismus: Ein altes, einst stark und groß konstruiertes Gebäude wird verlassen, Gruben oder Tagebaue werden aufgegeben, und ohne dass der Mensch etwas tut, setzt die Renaturierung ein. Sogenannte Pionierpflanzen und Tiere, meist Vögel, bevölkern als erstes den Ort und überklettern, verwildern, bewohnen die ehemalige Ödnis.³ Asphalt wird von Wildkräutern gesprengt, Gebäude werden von Vögeln bevölkert, die Blüten von Insekten angeflogen. Ein neuer Biotop entsteht, die einstmals aufgerissene Bodenwunde wächst zu, vernarbt und ist schließlich unerkennbar.
Elizabeth Weckes‘ Malerei basiert auf Erkenntnissen, die sie sowohl auf ihren Expeditionen in die Ferne anderer Länder als auch ins eigene Ich, und mittels der Einfühlung in natürliche Prozesse des Entstehens und Vergehens gewonnen hat. Ihre Landschaften erzählen sowohl von diesen Erkenntnissen als auch von ihren Träumen. So spielen auch Brücken, zunächst fest, tragend, stabil und starr konstruiert immer wieder eine Rolle in ihren Bildern.⁴ Als Verbindungselement von zwei getrennten Teilen von Etwas, verlieren sie indes im Werden eines Werkes sukzessive an Stabilität. Insekten, Puppen, keimende Pflanzen nagen an ihnen und destabilisieren ihre Tragfähigkeit. Surreale Visionen? Oder längst anthropozäne Realität? Vielleicht benötigen wir Brücken nicht mehr, weil eine sich anschließende Erkenntnis heißen könnte: Wir alle sind Teil dessen, was uns widerfährt. Am Ende ist alles EINS.

© 2021 Claudia Schaefer

¹) Manfred Schneckenburger, aus: „Florale Schwelgerei und Dornensaat“ in Elizabeth Weckes: Songs for Skylla, 2006, Oberfinanzdirektion, Münster
„End and Beginning, 2020
„Doggerland“, 2020, 160 x 170 cm
²) Wilhelm Worringer: „Abstraktion und Einfühlung. Ein Beitrag zur Stilpsychologie“. R. Piper & Co. Verlag, München, 1907
³) “Wasteland”, 2020, 70x50cm und “Wasteland II”, 2020, 70x50cm
⁴) „State of Transformation“, 2020-21, 160 x 290
“Luftbrücke”, 2011, 180 x 290 cm